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Carolinea 72

(2014)

ese Auen-brütigen Uhus nisten in Kopfweiden

und Horsten von Großvögeln auf Bäumen. Die

Besonderheit dieser Uhubruten in der Rheine-

bene wurden von

M

angold

(2013) in einer sorg-

fältig recherchierten Literaturstudie bearbeitet. In

seine Untersuchungen hatte er auch das NSG

und LSG Altrhein Maxau und Burgau als po-

tentielle Ansiedlungsmöglichkeit aufgenommen

und analysiert. Die von ihm favorisierten Ansied-

lungsmöglichkeiten prognostizierte er mit dem

Zentrum Knielinger See auf der Grundlage der

hessischen Erhebungen auf Kopfweiden oder in

den Horsten von Greifvögeln und anderen Groß-

vögeln wie z.B. Graureihern oder Kormoranen.

Der bei Karlsruhe in der Rheinaue festgestellte

Brutplatz liegt in der Luftlinie weniger als 1 km

vom Rand des von

M

angold

prognostizierten op-

timalen Lebensraumes entfernt. Dies ist eine fast

punktgenaue Vorhersage. Bei näherer Betrach-

tung stellt man allerdings fest, dass die Lebens-

räume grundverschieden sind und bei Übernah-

me des von

M

angold

verwendeten Kreisradius

um den hypothetischen Brutplatz zeigt der jetzt

gefundene Brutplatz keine Überschneidung,

sondern lediglich ein Berühren. Dies könnte

einerseits in der Tatsache liegen, dass dieses

Karlsruher Uhu-Brutpaar, obwohl in der Aue ni-

stend, kein Zuwanderer aus dem im Norden lie-

genden hessischen Vorkommen zu sein scheint,

sondern aus den montanen Bereichen z.B.

Roßwaag, Dietlingen, Obrigheim u.a. stammen

könnte. Immerhin sind die im montanen Bereich

brütenden Uhus an mehreren Stellen bis an den

Rand der Oberrheinebene herangerückt. Eine

Zuwanderung in den Rheinhafen wäre also auch

unter diesen Gesichtspunkten denkbar. Hierfür

sprechen einerseits der grundverschiedene „Ak-

tionsraum“, andererseits auch die Brutplatzwahl

in einem Gebäude und die Übertagungsstätten

an den Gebäuden. Auch die bislang bekannten

Beutetierfunde mit einem sehr hohen Anteil an

Stadttauben zeigt ein eher abweichendes Bild.

Inzwischen wurde bekannt, dass ein Uhupaar

bereits im Jahr 2013 bei Mannheim auf der Frie-

senheimer Insel, einem Industriestandort, einen

Ansiedlungsversuch im badischen Rheinauen-

bereich wagte. Der Brutversuch auf dem Gelän-

de der Fa. Wetlog war allerdings erfolglos.

Gefährdung

Es ist bekannt, dass Großvögel sehr sensibel auf

Störungen im engeren Brutbereich reagieren.

Dies ist auch von Uhus in Baden-Württemberg

bekannt und von dem Brutpaar im Rheinhafen zu

erwarten. Sie reagieren mit:

– Aufgabe und Verlassen des Revieres vor Brut-

beginn

– Aufgabe des Geleges und Absterben der Eier

– Jungtiere werden für lange Zeiträume verlas-

sen. In dieser Zeit können sie Opfer von Prä-

datoren werden.

– Es besteht die Gefahr des Erfrierens oder Ver-

hungerns.

– Flucht der Jung-Uhus aus der Brutnische oder

dem Horst. Dabei können sie zu Tode stürzen.

– Aufgabe der Versorgung umherstreifender

Jung-Uhus. Nach Verlassen der Brutnische

können die Elternvögel aufgrund der An-

wesenheit von Menschen ihre Jungen nicht

ausreichend mit Nahrung versorgen. Die per-

manente Unterversorgung dieser führt dann

langsam zum Tod (

P

ietsch

&

H

ormann

2013).

Klettersport

Klettersport spielt für den Standort im Rheinha-

fen keine Rolle, da die Industrieanlage einerseits

für den Klettersport uninteressant ist, anderer-

seits der Brutplatz in einem nicht öffentlich zu-

gänglichen Gelände liegt.

Geocaching

Das Geocaching

,

als moderne „Schnitzeljagd“,

ist eine in den letzten Jahren immer beliebter

werdende Freizeitgestaltung, welche bevorzugt

natürliche, naturnahe oder auf andere Weise in-

teressante Landschaften und Plätze nutzt. Vor-

sätzliche Störungen sind nicht bekannt. Nicht

selten kommt es dabei, meist aus Unwissenheit,

zu Störungen besonders geschützter Vogelar-

ten. Im 1000-Meter-Radius befinden sich neben

den drei Windkraftanlagen auf dem Energieberg

mehrere Geocaches. Da das Firmenareal nur

durch Befugte betreten werden darf, besteht

durch Geocacher keine Störungsgefahr.

Windkraftanlagen

Der Uhu ist in einem vom Ministerium für Umwelt,

Landwirtschaft, Verbraucherschutz, Weinbau

und Forsten Rheinland-Pfalz beauftragten Gut-

achten als windkraftsensible Brutvogelart einge-

stuft worden (

R

icharz

et al.

2012

). Dafür sind be-

sonders dessen Nachtaktivität sowie die große

erreichbare Flughöhe ausschlaggebend. Denn

bei der Jagd nach Nahrung sind nicht nur Tiere

am Boden für den Uhu von Bedeutung, sondern

auch in den Baumkronendächern schlafende Vö-

gel (

B

reuer

2012

). Der Anteil der Greifvögel an

den in Deutschland dokumentierten Vögeln, die