G
minder
& S
aar
: Ergänzungen zur Großpilzflora von Baden-Württemberg
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Oberrheingebiet: 8012/4, Bollschweil, Kalkbruch,
extrem trockener, südorientierter Eichenwald
(über 150 Jahre) mit jungem Buchen-Unter-
wuchs, Kalkboden, 14.09.2010, G. S
aar
(Herbar
S
aar
).
Bestand und Bedrohung: Sehr seltene Art, zu-
dem mit Bindung an gefährdete Biotope (Kalkbu-
chenwälder, thermophile Eichenwälder). Daher
muss die Art mindestens als stark gefährdet (RL
2) gelten.
Allgemeine Verbreitung: Europa. Bekannt aus
Süd- (Italien), West- (Frankreich, Belgien) und
Mitteleuropa (Schweiz, Deutschland).In Deutsch-
land auch in Bayern und Brandenburg, doch
scheint letztere Aufsammlung nicht ganz gesi-
chert, da die Kollektion stark überaltert und die
Ökologie völlig verschieden war (L
udwig
2001).
Lyophyllum pseudosinuatum
C
onsiglio
, C
on
-
tu
& S
aar
(Österr. Z. Pilzkde. 13: 119-123, 2004)
(Tafel 3, Abb. 6)
Riesenrötlingsähnlicher Rasling
Morphologie: Aufgrund der Größe und des tri-
cholomatoiden Habitus am ehesten mit L. rho
palopodium zu verwechseln, das auch dieselbe
Ökologie aufweist. Anhand der rundlichen, 6-8,5
x (5)5,5-8 µm messenden Sporen jedoch eindeu-
tig abgrenzbar, ebenfalls zeigt er keine so stark
verdickte Stielbasis wie dieses. Beschreibung
und Foto auch in K
asparek
et al. (2005).
Ökologie: In wärmeliebende Laubwaldgesell-
schaften, insbesondere Buchen- und Eichen-
mischwälder, stets auf Kalkboden. Mykorrhi-
zaverbindung im Gebiet vermutlich mit Fagus
sylvatica, in Italien mit Quercus-Arten.
Häufigkeit und Verbreitung: Ein Nachweis.
Oberrheingebiet: 8012/2, Freiburg-Ebringen,
Laubmischwald, unter Buche, Hainbuche und
Hasel, Kalkboden, 400 m NN, 10.10.1991,
25.09.1998, 22.09.2001, G. S
aar
, conf. G. C
onsi
-
glio
, M. C
ontu
(Herbar S
aar
22901-1) (C
onsiglio
et al. 2004, K
asparek
et al. 2005).
Bestand und Bedrohung: Sehr seltene Art, die
zudem an gefährdete Biotope (Kalkbuchenwäl-
der, thermophile Eichenwälder) gebunden zu
sein scheint. Eine Gefährdung scheint auf jeden
Fall gegeben zu sein, die genaue Quantifizierung
kann erst bei einer besseren Datenlage erfolgen
(RL G).
Allgemeine Verbreitung: Europa. Bisher nur aus
Deutschland und Italien bekannt. Erstnachweis
für Deutschland. Die Art wurde inzwischen auch
in Thüringen bei Erfurt und Jena (hier im Eichen-
Elsbeerenwald) gefunden.
Lyophyllum tomentosum
E. L
udw
. & V. K
umm
.
(Pilzkompendium Band 1: 327, 2001)
Morphologie: Sehr kleine Art, mit fein samtig-
filzigem, nicht hygrophanem Hut, Stiel im Alter
von der Basis her dunkel werdend, Trama nicht
schwärzend.
Ökologie: In Parks mit ungedüngten Wiesenflä-
chen, nährstoffarmes Grünland, insbesondere
mit hohem Moosanteil.
Häufigkeit und Verbreitung: Ein Nachweis.
Schwäbische Alb: 7225/1, Schwäbisch Gmünd,
Bettringen, Laubmischwald, unter Buche,
Hainbuche und Hasel, Kalkboden, 400 m NN,
07.10.2003, L. K
rieglsteiner
(KR 5265).
Bestand und Bedrohung: Augenscheinlich sehr
seltene Art, die möglicherweise durch die zuneh-
mende Nitrifizierung der Landschaft rückläufig ist.
Eine Gefährdung scheint auf jeden Fall gegeben
zu sein, die genaue Quantifizierung kann erst bei
einer besseren Datenlage erfolgen (RL G).
Allgemeine Verbreitung: Bisher nur in Deutsch-
land nachgewiesen und hier von je einem Fund-
ort aus Sachsen und Brandenburg bekannt.
Marasmiellus lateralis
B
as
& N
oordel
. (Persoo-
nia 15(3): 351, 1993)
Krüppelfüßiger Zwergschwindling
Morphologie: Einzige Marasmiellus-Art mit seit-
lich ansitzendem Stielstummel, bisweilen auch
+/- sitzend. Vom optisch äußerst ähnlichen Cli
topilus hobsonii durch kleinere und ungerippte
Sporen sowie die zahlreich vorhandenen Schnal-
len verschieden.
Ökologie: Im Gebiet in einem Kiefernforst auf
Sandboden. Auf morschem Nadelholz.
Häufigkeit und Verbreitung: Ein Fundort.
Oberrheingebiet: 6617/4, Bannwald Franzosen-
busch, 30 Jahre liegender morscher Kiefern-
stamm, 19.11.2001, W. W
interhoff
(W
interhoff
2003), sowie an einem weiteren Kiefernstamm,
12.10.2004, W. W
interhoff
(W
interhoff
& H
aar
2008).
Bestand und Bedrohung: Augenscheinlich ex-
trem seltene Art, die möglicherweise an unge-
störte Waldstrukturen gebunden ist. Allein auf-
grund ihrer außerordentlichen Seltenheit latent
gefährdet (RL R).