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O
berwinkler
: Mykologie am Lehrstuhl der Universität Tübingen 1974-2011
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al. (2002c) vorgelegt. Sie konnten die Ordnung
als Monophylum bestätigen, das anamorphe Til-
letiopsis-Arten beinhaltet. Es gibt deutliche Evi-
denzen für eine Koevolution von Entyloma-Taxa
mit ihren Wirten. Dies ist besonders auffällig bei
den Asteridae. – Nach molekularphylogene-
tischen Analysen und Merkmalen der Sporen-
morphologie haben V
ánky
& L
utz
(2010) einen
weiteren Brandpilz auf Ranunculus ficaria aus
dem Iran, Entyloma majewskii, beschrieben.
Ceraceosorales
B
egerow
et al. (2006) beschrieben die Ceraceo-
sorales und definierten sie als Pflanzenparasiten
mit intrazellulären Hyphen in Wirtszellen und
lokal begrenzten Interaktionszonen. Zweisterig-
mige Basidien wachsen durch die Stomata nach
außen. Ceraceosorus ist nach molekularphyloge-
netischen Daten nächst verwandt mit Entyloma.
Microstromatales
(Tafel 4, Abb. 14)
Arten der Microstromatales besitzen gastroide
Holobasidien ohne Probasidien (O
berwinkler
1978, 1982) und lokal begrenzte Interaktions-
zonen mit ihren Wirten, in denen keine komple-
xen Interaktionsstrukturen zu finden sind (B
auer
et al. 1997). B
lanz
(1978) hat Exobasidium und
Microstroma licht- und transmissionselektronen-
mikroskopisch sowie nach dem Wachstum ihrer
Hefen in Submerskulturen untersucht. Er konnte
die einfachen Septenporen nachweisen. – Die
Ordnung wurde von B
auer
& O
berwinkler
(in B
au
-
er
et al. 1997) beschrieben. – Eine Revision von
Muribasidiospora (B
egerow
et al. 2001, 2002b)
erbrachte, dass M. triumfetticola von M. indica
abgespalten werden muss. Für M. triumfetticola
wurde die Gattung Volvocisporium eingeführt,
die den Microstromatales angehört, während M.
indica bei den Exobasidiales verbleibt. R
itschel
et al. (2008) haben für Namibia eine weitere Vol-
vocisporium-Art, V. grewiae, nachgewiesen. – D
e
B
eer
, B
egerow
& B
auer
beschrieben die Quam-
balariaceae (D
e
B
eer
et al. 2006) für anamorphe
Pilzparasiten auf Eucalyptus und Corymbia und
stellten sie nach molekularphylogenetischen Hy-
pothesen zu den Microstromatales.
Exobasidiales, Nacktbasidien und Verwandte
(Tafel 5, Abb. 15)
Die dimorphen Pflanzenparasiten besitzen Ho-
lobasidien, die durch Stomata auswachsen oder
durch sich zersetzende Epidermiszellen der
Pflanzen freigelegt werden. Der Kontakt zu den
lebenden Wirtszellen wird über tubulär struk-
turierte Interaktionsapparate hergestellt. Die
Schleuderbasidiosporen werden an kurzen Ste-
rigmen gebildet und sind einwärts gekrümmt. Ein
Befall durch viele Arten dieser Ordnung, so von
Exobasidium (Nacktbasidien), veranlasst diemei-
sten Wirte zu hypertrophierendem Wachstum or-
ganspezifischer Gewebepartien. – Vergleichende
Merkmalsanalysen an Exobasidium-Arten und
verwandten Basidiomyceten hat B
lanz
(1977)
im Rahmen seiner Dissertation durchgeführt. –
B
lanz
& O
berwinkler
(1983) haben sich mit der
Artabgrenzung von Exobasidium beschäftigt.
– Aus Costa Rica und Jamaica haben G
ómez
&
K
isimova
-H
orovitz
(1998) sieben Exobasidium-
Arten beschrieben, E. aequatorianum auf Vacci-
nium crenatum, E. disterigmicola auf Disterigma
humboldtii, E. escalloniae auf Escallonia myrtil-
loides, E. jamaicense auf Lyonia jamaicensis, E.
pernettyae auf Pernettya prostrata, E. poasanum
auf Cavendishia bracteata und E. sphyrosper-
mii auf Sphyrospermum cordifolium. – B
egerow
et al. (2001) fanden, dass nur Muribasidiospora
indica den Exobasidiales angehört, nicht jedoch
M. triumfetticola (siehe Microstromatales). – B
e
-
gerow
et al. (2002a) haben die Exobasidiales im
weiten Sinne verstanden. Sie schlossen, dass
die Exobasidiaceae hauptsächlich auf Ericanae,
die Cryptobasidiaceae vorwiegend auf Laurace-
ae, die Brachybasidiaceae auf Poaceae und die
Graphiolaceae auf Palmen vorkommen. Ferner
verwiesen sie auf Parallelen der Wirtsphyloge-
nien, was allerdings auf Exobasidium und die
Vaccinioideae nur eingeschränkt zutrifft.
Graphiolales, Palmenbrände
(Tafel 5, Abb. 16)
Bis 1982 war für die Palmen parasitierenden
Graphiola-Arten nicht geklärt, welcher Pilzgroß-
gruppe sie angehören. O
berwinkler
et al. (1982)
konnten nachweisen, dass es sich um Basidio-
myceten handelt. Die Mikromorphologie und On-
togenie der kettenförmig aneinander gereihten
Holobasidien untermauern die Eigenständigkeit
der Gruppe, auch wenn molekularphylogenetisch
die Einbindung in die Exobasidiales nahe liegt.
Brachybasidiales und Cryptobasidiales
Diese beiden Ordnungen werden taxonomisch
auch als Familien innerhalb der Exobasidiales
klassifiziert. Brachybasidiales besitzen Schleu-
derbasidiosporen und Cryptobasidiales haben
gasteroide Basidien.
In einer vergleichenden Abhandlung von Basidi-
entypen und ihrer phylogenetischen Bedeutung
hat O
berwinkler
(1982) Exobasidium, Exobasi-
1...,43,44,45,46,47,48,49,50,51,52 54,55,56,57,58,59,60,61,62,63,...376
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