O
berwinkler
: Mykologie am Lehrstuhl der Universität Tübingen 1974-2011
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lutus-Isolierungen charakterisiert. Bewertungen
vormykorrhizierter Bäumchen haben K
ottke
&
H
önig
(1998) vorgenommen. Unterschiedliche P.
involutus-Stämme wurden von H
önig
et al. (2000)
molekular charakterisiert. – Die Mykorrhizierung
der Fichte durch den Erbsenstreuling, Pisolithus
arhizus (als P. tinctorius), in Abhängigkeit von ver-
schiedenen Stickstoffkonzentrationen hat H
aug
(1989b) untersucht. – Nach Behandlung mit Cad-
miumstaub wurde das Mycel von P. arhizus, von
T
urnau
et al. (1994b) auf die Elementverteilung
analysiert. Den Elementgehalt in vakuolären Gra-
nula von Ektomykorrhizen von Pisolithus arhizus
(P. tinctorius), Suillus bovinus (Kuh-Röhrling) und
Xerocomus badius haben B
ücking
et al. (1998)
mit Emissions- und Energieverlustspektroskopie
(EELS) und Energie-dispersiver Röntgenspektro-
skopie (EDXS) bestimmt. – Eine Hypothese zur
möglichen Rolle von Hydrophobingenen für die
Ektomykorrhizierung durch Pisolithus arhizus ha-
ben T
agu
et al. (1998) entwickelt.
Amylocorticiales
(Abb. 35)
Erst jüngst wurden aphyllophorale (Nicht-Blät-
terpilze) und überwiegend amyloidsporige Taxa
von den Agaricales als eigene Ordnung, Amylo-
corticiales, abgetrennt. In dieser Gruppe findet
sich auch Amyloxenasma allantosporum, eine
pleurobasidiale Art, die von O
berwinkler
(1965)
als Xenasmatella allantosporum, in der Unter-
gattung Amyloxenasma, beschrieben wurde. Als
O
berwinkler
(1977b) Xenasmatella mit Phlebiella
synonymisierte (vgl. Trechisporales) hat er letzte-
re Gattung auf warzigsporige Arten begrenzt.
Agaricales, Blätterpilze im engen Sinne
(Tafel 12, Abb. 36)
Eine erste molekular begründete Übersicht über
die phylogenetischen Positionen von Blätterpilzen
und Gasteromyceten (Bauchpilze) haben H
ibbett
et al. (1997) erstellt. Es konnte gezeigt werden,
dass sowohl agaricoide wie gastroide Taxa mehr-
fach konvergent entstanden sind. – Durch Aus-
wertung von Kerngensequenzen und Merkmalen
der Ultrastruktur und Pigmentation von Basidio-
sporen konnten G
arnica
et al. (2007) glaubhaft
machen, dass Sippen mit dickwandigen und ge-
färbten Basidiosporen innerhalb der Agaricales
eine abgeleitete Gruppe bilden (Abb. 36). Dies
wurde als Anpassung an besondere ökologische
Bedingungen gedeutet. – An haploiden und dika-
ryotischen Hyphen von 90 Blätterpilzarten haben
W
alther
et al. (2005) Konidiogenesen studiert.
Sie konnten Charakteristika der Anamorphe als
brauchbare Merkmale zur Umschreibung mono-
phyletischer Gruppen bestätigen.
Abbildung 35. Die meisten Arten der Amylocor-
ticiales haben krustige, corticioide Fruchtkörper
und besitzen amyloide Basidiosporen. Diese
artenarme Ordnung wurde erst 2010 als Mono-
phylum und als Schwestergruppe der Agarica-
les molekularphylogenetisch begründet. a) Der
Aderzähling, Plicaturopsis crispa, ist ein häu-
figer Winterpilz in unseren Laubwäldern. Die
Fruchtkörper wachsen gesellig, mit nach unten
gerichteten, geotropisch positiven, unregelmä-
ßig faltigen (merulioiden) Hymenien. Tübingen,
14.10.2004. Messbalken 1 cm. b), c) Amylo-
xenasma allantosporum, Messbalken 10 µm.
b) Der fruktifizierende Pilz besteht nur aus einer
einfachen Basidienschicht in einer gelatinösen
Hyphenmatrix (punktiert) und einem dünnen
Subhymenium, insgesamt 20-30 μm dick.
Schnitt durch den gesamten Fruchtkörper mit
Subhymenium, unterschiedlich reifen Basidien
und Basidiosporen. c) Abfolge der Basidienon-
togenie und Basidiosporen, aus O
berwinkler
(1965). Die Art hat typische Pleurobasidien und
amyloide Sporen. d) Ceraceomyces tessula-
tus, Schnitt durch den gesamten Fruchtkörper.
Messbalken 20 µm. b), d) nach O
berwinkler
(1977b).