Andrias 19 - page 68

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andrias, 19
(2012)
morphologische noch durch ökologische Eigen-
schaften ihrer Arten in dieser Position verstanden
werden. – Auf Algen und Flechten parasitierende
und mit Algen symbiontische Interaktionen ein-
gehende Athelia-Arten hat O
berwinkler
(1970)
beschrieben und illustriert. Die von O
berwinkler
(1965) „ad interim“ eingeführte Gattung Athe-
lopsis enthält Arten, die zumindest fakultativ li-
chenisiert sein können. – In molekularphyloge-
netischen Dendrogrammen ist die clavarioide
Basidiolichene Lepidostroma calocerum in den
Atheliales zu finden. Sie bildet einen schuppen-
förmigen, blattartig differenzierten Thallus aus
(O
berwinkler
1970, 1984, 2001, 2012). – Die
zellulären Baupläne von Fibulomyces mutabilis
und Leptosporomyces galzinii hat O
berwinkler
(1977b) lichtmikroskopisch untersucht und illus-
triert. Diese Arten stehen in molekularen Den-
drogrammen in den Atheliales. – Die umfang-
reiche Beprobung taiwanesischer Baumarten
konnte zwei corticioide Ektomykorrhizabildner
nachweisen, Amphinema byssoides bei Pinus
taiwanensis und Tylospora fibrillosa bei Picea
morrisonicola (H
aug
et al. 1994). – Mykorrhizen
von Tylospora asterophora und T. fibrillosa konn-
ten E
berhardt
et al. (1999) morphologisch und
molekular unterscheiden.
Boletales, Röhrlinge, Steinpilz-
Verwandtschaft
(Abb. 34)
Unter experimentellen Bedingungen im Labor
haben K
ottke
& O
berwinkler
(1988a) mit dem
Goldröhrling, Suillus grevillei, die Ektomykorrhi-
zierung von Larix decidua erreichen können. Er-
staunlicherweise gelang dies unter den gewähl-
ten künstlichen Voraussetzungen und, entgegen
dem natürlichen Verhalten des Pilzes, auch mit
Picea abies. – Ektomykorrhizaproben von Paxillus
involutus (Kahler Krempling) aus stark mit Indus-
triestaub kontaminierten Fichtenwäldern wurden
von T
urnau
et al. (1993a) auf die Elementlokali-
sierung in den Pilzzellen analysiert. Dies wurde
mit Energieverlustspektroskopie transmissions­
elektronenmikroskopisch durchgeführt. Es konn-
te die Anreicherung von Cadmium in Pilzvakuo-
len nachgewiesen werden. Dieser Befund kann
auf eine Detoxifikation von Schwermetallen durch
symbiontische Pilze hinweisen. Ektomykorrhizen
von Paxillus involutus – Pinus sylvestris eines
stark kontaminierten Waldes wurden von T
urnau
et al. (1994a) ultrastrukturell und cytochemisch
untersucht. – Das hohe Speichervermögen der
Ektomykorrhiza von Xerocomus badius (Maro-
nen-Röhrling) mit Picea abies für Phosphor- und
Stickstoffverbindungen unter sauren Bodenver-
hältnissen konnte durch Vitalfluoreszenzfärbung
sowie durch Emissions- und Energieverlustspek-
troskopie (EELS) bestimmt werden (K
ottke
et al.
1998). – Mit Paxillus involutus vormykorrhizierte,
ungedüngte und auf Ackerböden ausgepflanzte
Eichen- und Buchensetzlinge erwiesen sich nach
dreijähriger Versuchsdauer deutlich vitaler als
nicht mykorrhizierte, gedüngte oder ungedüngte
Vergleichspflanzen (H
errmann
et al. 1992). In­
okulierungen von Buchen- und Eichen-Sämlin-
gen im Gewächshaus mit P. involutus wurden von
H
önig
(1996) durchgeführt. Nach Auspflanzen der
Setzlinge auf Wald- und Ackerflächen wurde der
Mykorrhizierungsstatus und sein Einfluss auf das
Wachstum der Bäumchen untersucht. Mit mole-
kularbiologischen Methoden wurden zehn P. invo-
Abbildung 34. Strubbelkopfröhrling Strobilomyces stro-
bilaceus. a) Alter Fruchtkörper auf einer Waldwiese,
Tübingen 9.10.2002. Die graubraune Färbung und die
faserig-wolligen Hutschuppen kennzeichnen die Art ha-
bituell. Der Strubbelkopfröhrling ist ein Mykorrhizapilz,
der oft mit Fichte oder Buche zusammenlebt. Messbal-
ken 2 cm. b) Längsschnitt durch eine Röhrenwand mit
beidseitigen Hymenien, jungen Basidien und plasma-
tisch dunkel gefärbten Zellen, Cystiden, die über die
Hymeniumsoberfläche hinausragen. c) Gefrierbruch
einer Röhrenwand und schräger Ansicht des Hyme-
niums mit jungen und einer Sporen tragenden, reifen
Basidie sowie Cystiden. b), c) Messbalken 20 µm.
d), e) Basidiosporen mit netzig-wabigem Ornament der
Sporenwand. Dieser Sporenbauplan ist für die Boleta-
ceae und die Boletales höchst ungewöhnlich. Am häu-
figsten kommen bei diesen Pilzen dunkel pigmentierte,
spindelige, glatt- und dickwandige Basidiosporen vor.
Trotz dieser auffälligen Verschiedenheit gehört Strobi-
lomyces nach molekularphylogenetischen Hypothesen
zu den Boletaceae.
e
: Ansicht von der Apiculus-Seite.
Der Hilarfleck mit reduziertem Sporenornament ist er-
kennbar. d), e) Messbalken 20 µm.
1...,58,59,60,61,62,63,64,65,66,67 69,70,71,72,73,74,75,76,77,78,...376
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