O
berwinkler
: Mykologie am Lehrstuhl der Universität Tübingen 1974-2011
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Bäumen zweier Neea-Arten und einer Guapira-
Spezies, die zu den Nyctaginaceae gehören. Die
Verbreitung und Evolution der Ektomykorrhizen
neotropischer Vertreter dieser Familie wurden
diskutiert.
Russulales, Täublinge, Milchlinge (Spröd-
blättler) und Verwandte
(Tafel 11, Abb. 32)
Über viele Jahre hat O
berwinkler
die zellulären
Baupläne von Basidiomyceten vergleichend un-
tersucht und zeichnerisch dokumentiert. Eine
sehr knappe Zusammenfassung und Interpretati-
on seiner Ergebnisse hat er als „Das neue System
der Basidiomyceten“ veröffentlicht (O
berwinkler
1977a). Er hat die „Série des Asterosporées“ von
M
alençon
(Russulales im Sinne von K
reisel
) auf-
gegriffen und nach dem Vorkommen ihrer mikro-
skopischen Leitmerkmale in allen Gattungen der
Basidiomyceten überprüft. Die Kombination von
amyloidem Sporenornament und Gloecystidial-
system ließ sich in ganz unterschiedlichen Ho-
mobasidiomyceten aufdecken. Darunter war u.a.
die Blätterpilzgattung Lentinellus mit dem ver-
wandten, hydnoiden Auriscalpium. Auch der poly-
poroide Tannenparasit Bondarzewia montana mit
dem gastroiden Hybogaster sowie die stereoid-
clavarioide Amylaria himalayensis, zählen hierzu.
Unter den konsolig-hydnoiden Pilzen gehören
Gloiodon-Arten zu den Russulales, unter den cla-
varioid-hydnoiden Clavicorona (Becherkoralle),
Creolophus (Stachelseitling), Dentipellis, Herici-
um (Stachelbart) und, molekular nicht bestätigt,
Mucronella sowie unter den corticioid-stereoiden
Sippen Arten der Gattung Gloeocystidiellum im
weiten Sinne. – Bereits beim Studium unschein-
barer Fruchtkörper corticioider Pilze fand O
ber
-
winkler
(1965) den kaum sichtbaren Aleurodis-
cus delicatus auf Blättern der Cyperaceen Carex
pendula und Cladium mariscus. Wegen seiner
stacheligen Probasidien wurde diese Art in eine
eigene, neue Gattung, Acanthobasidium, gestellt.
In molekular begründeten Dendrogrammen clu-
stern Arten dieser Gattung in den Russulales zu-
sammen mit polyphyletischen Aleurodiscus- und
Stereum-Taxa. – Es konnte experimentell gezeigt
werden (G
örke
2004), dass der auf Picea abies
häufige Rotfäuleerreger Stereum sanguinolen-
tum Fichtensetzlinge nicht über Wurzeln infizieren
kann. – Die Zugehörigkeit von Heterobasidion an-
nosum zu den Russulales konnte H
onold
(1982)
mit mikromorphologischen und ultrastrukturellen
Merkmalen nachweisen. – Für ihre Dissertation
hat M
aifeld
(1998) aus Fichtenstämmen, die von
Heterobasidion annosum infiziert waren, aber
auch von befallsfreien Bäumen, Endophyten iso-
liert und deren antagonistische Wirkungen getes
tet. In Cordana pauciseptata fand sie einen Deu-
teromyceten, der den Wurzelschwamm in vitro
deutlich hemmte, dagegen die Fichtensämlinge
im Wachstum förderte. – Das mit Borkenkäfern
vergesellschaftete Entomocorticium dendroctoni
wurde von W
hitney
et al. (1987) beschrieben und
hinsichtlich der Vergesellschaftung mit Dendroc-
tonus ponderosae experimentell untersucht. Of-
fensichtlich verbreiten die Käfer den Pilz, weiden
ihn aber auch ab und werden dadurch fertiler.
– In tropischen Wäldern Südtaiwans bei Tainan
und Kenting haben H
aug
et al. (1994) Baum-
mykorrhizen an 60 Gehölzarten untersucht. An
Arten der Pinaceen und Fagaceen fanden sie
Ektomykorrhizen, darunter Lactarius sp. an Wur-
zeln von Tsuga chinensis. – Die Ektomykorrhiza
von Lactarius deterrimus (Fichten-Reizker) an
Picea abies haben M
ünzenberger
et al. (1986)
morphologisch und anatomisch charakterisiert.
In ihrer Dissertation hat M
ünzenberger
(1991)
die Fichtenreizker- und Laccaria amethystea-
Ektomykorrhizen mit den Ektendomykorrhizen
des Violetten Lacktrichterlings am Erdbeerbaum,
Arbutus unedo, verglichen. Es wurden auch Stoff-
wechselleistungen der Interaktionspartner jenen
parasitischer Systeme gegenüber gestellt. – Mo-
lekulare Analysen zur Verwandtschaft der agari-
coiden Russulaceen im Vergleich mit Mykorrhi-
za- und Fruchtkörpermerkmalen hat E
berhardt
(2000) im Rahmen ihrer Dissertation durchge-
führt. Nach den untersuchten Arten erschien Lac-
tarius (Milchlinge) monophyletisch und Russula
(Täublinge) paraphyletisch. Molekular begründe-
te, infragenerische Gruppierungen konnten nur
bei Lactarius mit Untergattungen gleichgesetzt
werden. Neben einer morphologischen Beschrei-
bung haben E
berhardt
et al. (2000) die Lactarius-
Ektomykorrhizen an Abies alba auch molekular
charakterisiert. In Bergregenwäldern Südecua-
dors fanden H
aug
et al. (2005) Russula puiggarii
und Lactarius sp. als Ektomykorrhizabildner von
Neea sp. (Nyctaginaceae). In reliktären Bestän-
den der endemischen Buche Fagus grandifolia
var. mexicana der Berglagen von Veracruz in Me-
xico haben M
ontoya
et al. (2010) Lactarius badi-
opallescens und L. cinereus als Ektomykorrhiza-
partner nachgewiesen.
Atheliales
(Tafel 10, Abb. 33)
Die nach molekularphylogenetischen Hypo-
thesen im Stammbaum der Agaricomycotina
angeordneten Atheliales können weder durch